Reiseforum - Reiseberichte

Die Stimmung bei den türkischen Hoteliers auf der ITB war gemischt bis durchwachsen. Die Hotels, die sich in den letzten Jahren gut auf dem deutschsprachigen Markt positioniert und viele Stammgäste haben, berichten zwar von einem leichten Buchungsrückgang, sind aber insgesamt zufrieden und zuversichtlich. Anders sieht es natürlich bei denen aus, die viele russische Gäste hatten. Die haben jetzt ein echtes Problem: Von deutschen Gästen werden sie eher weniger gebucht, weil sie den Ruf als "Russenhotel" haben und russische Gäste kommen deutlich weniger. Wobei gerade im höherpreisigen Segment russische Gäste durchaus trotzdem kommen - dann aber als Individual- und nicht als Pauschalreisende.

An der Ägäis ist lt. Aussagen von Hoteliers der deutsche Markt um 90% eingebrochen, der englische um 70%. Für den russischen Markt war die Ägäis nie sonderlich erwähnenswert.

Übereinstimmend haben alle Hoteliers Angst, dass noch einmal "was passiert" (Stichwort Istanbul). Das würde die ohnehin schon kritische Situation dramatisch verschärfen. In der von den touristischen Gebieten weit entfernten Grenzregion zu Syrien, Iran, etc. war es schon immer unruhig, aber bislang wurde das von den Medien nicht so thematisiert.

Bei den Hoteliers hat Erdogan auch keine Lobby. Großartige Preissenkungen sind für die Türkei aber imho nicht mehr zu erwarten. Die Preise sind derzeit schon im Keller und sie weiter zu senken würde bedeuten, dass man sich sein eigenes Grab schaufelt.

So traurig wie die Situation auch ist: Ich denke offen gesagt schon recht lange, dass es an der Zeit war, dass die türkische Tourismusindustrie mal etwas auf die Mütze bekommt. Alle paar Jahre braucht dieses Land bzw. der Tourismus in diesem Land eine Krise, damit man dort nicht die Bodenhaftung verliert. Man ist dort in den letzten Jahren zu übermütig geworden und hat die gleichen Fehler gemacht wie z. B. die italienische Adria oder gewisse Gebiete in Spanien vor 30 Jahren. Man schaue sich nur als Beispiel das Bermudadreieck von Evrenseki an. Ein Hühnerstall nach dem anderen wurde ohne Sinn und Verstand und aus reiner Geldgier aus dem Boden gestampft. Die Krise wird die Spreu vom Weizen trennen, nicht jedes Unternehmen bzw. Hotel wird sie überleben. Ob es dabei immer die trifft, die es "verdient" hätten, ist fraglich.

Mir tut es für jeden einzelnen Hotelangestellten, der dieses Jahr keinen Job findet oder der für seine Arbeit sein Gehalt nicht bekommt, sehr leid. Die können nichts dafür.

Zitat von »Fitschi«

Irgendwer hat Hr. Erdogan und seine Wunschvorstellungen für die Ausrichtung der Türkei ja gewählt, oder etwa nicht?

Klar - aber die Türkei ist groß. Und zwischen der touristisch geprägten Küste und dem hintersten Anatolien liegen Welten. Nicht nur entfernungstechnisch, sondern auch mental. Ein Großteil der Wähler kommt aus dem traditionell geprägten Inland, an den Küsten geht es deutlich westlicher zu. Und Erdo weiß, dass er bei den eher offenen Küstenbewohnern/ Hoteliers keine Lobby hat, insofern unterstützt er sie auch nicht so wirklich

EU - tauglich ist an der Türkei (wenn überhaupt) die touristisch geprägte Küstenregion. Vielleicht auch noch Istanbul oder Ankara. Aber der Rest (und das ist der deutlich überwiegende Teil):