Reiseforum - Reiseberichte

In der Türkei wird Gastfreundschaft trotz Massentourismus immer noch groß geschrieben. Selbst wenn man zu Menschen mit sehr wenig Geld kommt, werden diese alles tun, um den Gast mit allen Ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln zu bewirten und alles unternehmen, um sich trotz Sprachbarrieren mit ihm zu verständigen. Sicherlich gibt es kulturelle Missverständnisse, aber Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft habe ich in der Türkei bislang noch nie vermisst. Man muss nur auf den richtigen Knopf drücken, sich mit ein paar Brocken Türkisch (und sei es nur "Hallo", "Bitte", "Danke") einbringen und der Kultur und der Mentalität offen gegenüberstehen und sich anpassen, ohne ständig zwischen Deutschland und der Türkei zu vergleichen - dann funktioniert es.

Ich durfte die türkische Gastfreundschaft schon in vielfacher Form erfahren, da ich auch sehr eng mit vielen Türken zusammenarbeite. Bislang wurde ich durchweg positiv überrascht.

Gestern abend war ich aufgrund eines familiären Problems und wegen sehr viel Stress in den vergangenen Tagen etwas "in mich gekehrt", wollte keinen mehr sehen oder hören. Also zog ich mich in einen ruhigen und sehr versteckten Bereich des Hotels, in dem ich gerade war, zurück und wollte nicht gestört werden. Normalerweise wäre ich auf dem Zimmer geblieben, aber da hatte ich kein WLAN. Der liebe Maitre (ein sehr netter älterer Herr, Meister der "alten Schule" und seit über 20 Jahren im Hotel) wusste von nichts, aber spürte einfach, daß ich nicht allzu gut drauf war. Sonst hatte ich schließlich mein "Moonlight - Office" am späten Abend immer in der Nähe der Bar eingerichtet, meine Mails beantwortet und nebenher noch mit dem Serviceteam geplaudert, aber danach war mir gestern einfach nicht und so zog ich mich zurück. Nachdem ich kurz im Bad war, stand neben meinem Laptop plötzlich ein gutes Glas Rotwein und ein kleiner Käseteller. Einfach mal so. So etwas ist mir bislang in keinem anderen Land passiert.

Wie erlebt Ihr türkische Gastfreundschaft und was sind Eure Erfahrungen?

Das kann ich mir vorstellen

Ich habe seit Jahren in der Türkei meinen Stamm - Fahrer. Ein sehr freundlicher Herr im Seniorenalter, der einen sehr umsichtigen Fahrstil hat, niemals flucht und immer korrekt ist - so ein richtiger Chauffeur "im Sonntagsanzug" vom alten Schlag, wie er im Buche steht Der tut wirklich alles, damit sich seine Fahrgäste wohlfühlen und bewegt sich bei meinen Hotelbesuchen nicht vom Fleck, auch wenn ich ihm sage, daß er ruhig 1-2 Stunden Pause machen kann und nicht vor dem Hotel warten muss. Der Mittelsitz von seinem Van ist stets umgeklappt, mit einer rutschfesten Decke, getrockneten Aprikosen, Lokkum, Kuchen, Erfrischungstüchern, (extra für mich auch mit einem Zündapp - Aschenbecher (keine Ahnung, wo er den her hat ) und einem Ayran in der Kühlbox) und anderen Leckereien bestückt :



Nach meinem letzten Baustellenbesuch, als ich vor dem Betreten des Vans meine Baustellen- gegen normale Schuhe getauscht habe, um das Auto nicht zu verschmutzen, entschuldigte er sich wortreich, daß er die Schuhputztücher vergessen hat Ich hatte nicht vor, die schlammverkrusteten Baustellenschuhe zu putzen - die hatten eh ihren letzten Auftritt.

Selbstverständlich bleibt bei dem netten Herren, der mich sogar um Erlaubnis bittet, um Tanken zu dürfen, die Tip - Box niemals leer

Die geb ich nicht her - der Herr ist eigentlich schon im lange verdienten Ruhestand und fährt nur noch ab und zu für die Agentur, für die er jahrelang erst normale Flughafen- und dann Sondertransfers durchgeführt hat. Mit den Jahren hat sich trotz Sprachbarrieren (er spricht etwas englisch und ein bißchen deutsch) eine richtige Freundschaft entwickelt. Ich freue mich jedenfalls immer, wenn er mich vom Flughafen oder Hotel abholt und für seine reiche Kinder- und Enkelschar bringe ich auch immer gerne ein paar Kleinigkeiten (Zopfgummis, Malstifte und -bücher, Barbiekleider,etc.) mit.