Reiseforum - Reiseberichte

Besucht im Dezember 2012

Auf der Suche nach dem Mitbringsel für uns persönlich und unsere Lieben suchten wir nach den "Vellies". Es gibt zwar Läden in der Einkaufspassage von Swakopmund die die Veldskoene (Feldschuhe) anbieten, aber wir wollten direkt beim Hersteller kaufen. Der Laden ist umgezogen und wurde umbenannt, früher "The Swakopmund Tannery" heute "African Leather Creation".

Fast jeder in Namibia trägt Vellies, besonders beliebt sind sie jedoch bei Farmern und Tourguides. Der klassische Wüstenschuh ist handgefertigt, passt sich den Füßen an wie eine zweite Haut, ist atmungsaktiv - und außerdem und nicht zuletzt superbequem.

Die Firma wurde von der deutschstämmigen Familie Schier 1938 gegründet. 1980 übernahm Herbert Schier, der das Gerberhandwerk 1973 in Deutschland erlernte, die Geschicke des kleinen Familienbetriebes.

8 Mitarbeiter produzieren in Handarbeit täglich 10 bis maximal 20 Paar Schuhe aus Antilopenfell (meist Kudu), das zuvor pflanzlich gefärbt wird. Jedes Stück besteht aus nur zwei Teilen, die immer noch einzeln nach Schablone ausgeschnitten werden. Jeder Schuh ist ein Unikat.
Von Hand werden die Teile zusammengenäht - und schließlich auf eine Sohle mittels Spezialkleber aufgebracht. Die Sohle (und das ist auch ein Knaller) besteht zumeist aus alten, recycelten Autoreifen. Es gibt allerdings auch Varianten mit moderner Kreppsohle.



Kostenpunkt für den originalen Klassiker: ca. 30 €
Ein Schnäppchen im Vergleich dazu, was die Treter hier in Spezialgeschäften kosten - gute und persönliche Beratung der Inhaber inklusive.

Nettes Gimmick: man kann die alten, gebrauchten Schuhe zurückgeben und bekommt 10% Discount auf den nächsten Kauf. Herr Schier führt die Schuhe persönlich einem guten Zweck zu!

Aber nicht nur Schuhe hat der urige Laden im Angebot: vom Tabakbeutel über den Hut bis zur Fliegenklatsche reicht das Angebot der Lederprodukte.

Seit dem die Vellies auf der New York Fashion Week liefen, vergeht kaum ein Monat in dem in der US Vogue nicht darüber berichtet wird. Inzwischen gibt es drüben sogar eine Webpage auf der die Treter bestellt werden können. Unter dem Namen "Brother Vellies" werden sie dort vermarktet und die Preise sind entsprechend gesalzen. Hier direkt beim Hersteller in Swakopmund kosten sie nur einen Bruchteil davon.



Bei unserem erneuten Besuch beriet Frau Schier persönlich, gewohnt souverän und humorvoll in drei Sprachen (Deutsch, Englisch, Afrikaans), die kunterbunte Kundenschar - und es war diesmal wirklich voll in dem kleinen Laden!
Hier wurde ein Schuhanzieher gereicht, dort Fragen zum Fell beantwortet:

"Ist das wirklich echtes Zebrafell?"
"Natüüürlich! Wir sind ja hier nicht in Deutschland!"

Trotz allem Trubel blieb dabei immer noch Zeit für ein paar persönliche Worte, insbesondere nach dem Woher und Wohin.

Besucht im Dezember 2016

Wieder einmal stand ein Großeinkauf bei Schier in Swakopmund an. Die vorher per Email bestellten Schuhe warteten schon auf unsere Abholung.

Der namibische Musiker (und Superstar) EES hat jetzt auch in Kooperation mit Herbert Schier aus Swakopmund eigene Vellies designt und auf den Markt gebracht:



Die Vellies gibt es in 2 Ausführungen und sind im Online-Shop von EES erhältlich. Wobei 95 € nicht gerade ein Schnäppchen sind.

Trotzdem ist das Video interessant für alle Vellies-Fans, die schon immer mal wissen wollten, wie der Herstellungsprozess tatsächlich stattfindet!