Anmelden oder registrieren!

arkadas

Insider Amigo

  • »arkadas« ist der Autor dieses Themas

Beiträge: 585

Wohnort: Niedersachsen

Beruf: Tippse in einem Landessozialverein

  • Nachricht senden

1

Dienstag, 1. Dezember 2009, 10:39

Kairo - Höhlenkirchen St. Samaan

Schon bei der Planung meiner Kairoreise im November 2009 hatte ich einen, ggf. seltsamen Wunsch, ich wollte die koptischen Kirchen „St. Samaan“ in den Moqattambergen besichtigen. Wie man dort hin kam konnte ich nirgends richtig erlesen und auch sonst ließ sich in den herkömmlichen Infoquellen nicht viel rausbekommen, erst jetzt glaube ich ein bisschen mehr zu wissen warum:

1. Welcher normale Tourist will schon in die Gegend einer Stadt, die vom Müll „beherrscht“ wird, von denen es sechs an der Zahl in der Stadt gibt.
2. Das Müllviertel Manschija Nasser am Moqattamberg und die Kirchen gehören einfach zusammen, da dieser Ort die heilige Zufluchts- und Pilgerstätte u. a. der dort wohnenden Bewohner sind. St. Samaan ist eine Pilgerstätte geworden, die Gläubige aus dem gesamten Land anzieht.
3. Jeder, der den koptischen Kirchenkomplex St. Samaan sehen will, der muss durch einen Teil von Manschija Nasser, eine andere Zufahrt gibt es nicht. Ggf. erinnert sich der ein oder andere an die Schreckensmeldung vom 6./7.9.2008: "Felsabsturz begräbt Slumbewohner in Kairo". Damals erklärte ein Minister: Das gesamte Wohngebiet wird in den nächsten Monaten komplet geräumt. Vor ein paar Wochen war alles wie immer und seit das Jahren.

Vom Koptischen Viertel kommend, bogen wir hinter der Zitadelle rechte Hand auf eine breite Straße ab, die sich recht schnell in enge Serpentinen verwandelte und uns immer weiter nach oben führte. Von ihr aus bot sich hin und wieder - an diesem Tag - ein herrlicher Ausblick über Kairo.



Wir hatten wirklich Glück, denn das ist nicht immer so, meist versperrt der Smok die Sicht. Und weil man von Oben besser sehen kann – gibt es hier auch einiges an militärischen Anlagen, deshalb sollte man mit Fotostop`s sehr vorsichtig sein.
Irgendwann erreichten wir das „Wohngebiet“, durch die hohen Häuser und die engen unbefestigten Gassen wurde es dunkler.



Unser Weg führte durch „schmutzige“ engen Straßen immer weiter nach oben, als sich völlig unerwartet eine andere Welt auf tat.
Es wurde hell, wo eben noch Berge von Müll und Plastikresten die Fahrbahn säumte, herrschte nach einer Toreinfahrt, mit einemmal ungeahnte, überraschende Sauberkeit. Als erstes sah ich die, in die schroffen Sandsteinfelsen gehauenen Jesus und Heiligen Figuren und hatte das Gefühl, sie blickten auf uns herab.



Geschaffen wurden sie von Mariusz Dybich, einem 1970 in Krakau geborenem Polen, der vor gut 10 Jahren nach Ägypten kam und heute gemeinsam mit seiner ägyptischen Frau und seinen 2 Töchtern hier in Kairo lebt. Inzwischen zieren knapp 60 in die Sandsteinfelsen gefräste und bemalte Reliefs die Umgebung des Zentrums.



Gruppen von jungen Leuten spielten auf einem Platz, ganz Familien machten an eigens dafür geschaffenen überdachten, stufenförmig angeordneten Pilgerplätzen Picknick.



Rückblick:
In den frühen 70er Jahren begannen die Moqattam Bewohner oberhalb ihrer Siedlung die wieder entdeckten, im 4 Jh. dort in verlassene Steinbrüche erbauten Felsenkirchen, freizulegen.
Betuchte koptischen Christen engagierten sich und so entstand ab den 90er Jahren nach und nach ein riesiges religiöses Zentrum zu Ehren von St. Samaan.

Heute, gibt es hier zum Beispiel unter einem riesigen. Felsvorsprung eine Kirche in Form eines Amphitheaters, die ca. 15.000 Menschen, auf 10.000 qm² Sitzfläche bietet. In dieser Kirche werden u.a. auch die wiedergefundenen Reliquien des St. Samaan in einem Glaskasten aufbewahrt.



Leider gab meine Camera es nicht her, im Inneren Bilder zu machen. Aber auch die anderen Höhlenkirchen bieten in gleicher Bauweise, sehr vielen Besuchern reichlich Platz. Es ist einfach sehr beeindurckend dort zu stehen und zu sehen.



Wer indiuviduell nach Kairo kommt, sollte sich diese Kirchen u. Klöster unbedingt mal ansehen. Manko: Es ist leider nicht nicht immer leicht - einen Fahrer zu finden, der einen dort hin fährt. Aber wenn es klappt, dann lohnt es sich. :corräkt:
Ägypten ich komme: vom 16.03. - bis 03.04.2017 .... :yippie:

Dieser Beitrag wurde bereits 10 mal editiert, zuletzt von »arkadas« (18. Dezember 2009, 15:58)


Fitschi

Master Amigo

Beiträge: 34 330

Wohnort: hier halt

Beruf: Haussklave

  • Nachricht senden

2

Dienstag, 1. Dezember 2009, 10:42

Toller Beitrag :danke:
Ein Trinkgefäß sobald es leer, macht keine rechte Freude mehr :Nope:
(Wilhelm Busch)

3

Dienstag, 1. Dezember 2009, 15:20

:klatschen: Schöne Bilder und klasse beschrieben!

Arkadas, darf ich fragen :verlegen2: ob du immer alleine unterwegs bist!? Denn du hast uns schon vieles gezeigt, was ein "normaler" Tourist wohl eher nicht zu sehen bekommt! :ironic:

:danke:
Wahre Worte sind nicht immer schön - aber schöne Worte auch nicht immer wahr.
Unbekannt

Molly

Master Amigo

Beiträge: 3 705

Wohnort: Bergisches Land

Beruf: Minna ;o)

  • Nachricht senden

4

Dienstag, 1. Dezember 2009, 15:25

Arkadas - ich schließe mich meinen Vorgängern an - vielen Dank für den tollen Beitrag und die Fotos :corräkt:

summerdream

Master Amigo

Beiträge: 10 627

Wohnort: München

Beruf: Dauerurlauberin

  • Nachricht senden

5

Dienstag, 1. Dezember 2009, 16:05

Wirklich Super! :thumbsup:
Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen (Aristoteles)

arkadas

Insider Amigo

  • »arkadas« ist der Autor dieses Themas

Beiträge: 585

Wohnort: Niedersachsen

Beruf: Tippse in einem Landessozialverein

  • Nachricht senden

6

Dienstag, 1. Dezember 2009, 17:15

:klatschen: Schöne Bilder und klasse beschrieben!

Arkadas, darf ich fragen :verlegen2: ob du immer alleine unterwegs bist!?


Ja, ich reise allein nach Ägypten. Meine bessere Hälfte liegt die Mentalität der Ägypter gar nicht. :Nope: Wenn ich nach Kairo düse kenn ich jemanden vor Ort und dem sag ich dann was ich gern sehen möchte. Wenn ich lange genug quängel, dann macht er es. :yippie:


Zitat

Denn du hast uns schon vieles gezeigt, was ein "normaler" Tourist wohl eher nicht zu sehen bekommt! :ironic: :danke:


Immer gern Hobbit!! Eigentlich ist das oben Beschriebene nur ein Teil des Ganzen. Moqaram zu beschreiben hab ich noch nicht geschafft :verlegen2: und wollte es auch nicht vermischen. Ich meine: Dort wohnen und leben ganz bewundernswerte Menschen. Ohne sie und obwohl man sie nciht wirlich achtet, würde die Stadt in ihrem eigenen Müll versinken.

Wenn ich soweit bin stell ich es gern ein. Hat nur leider nicht wirklich was mit dem allgemeinen Holiday zu tun. Aber wer sich auch über die sozialen Situationen gedanken macht, den interessiert es dann doch.

Bis die Tage
Ägypten ich komme: vom 16.03. - bis 03.04.2017 .... :yippie:

7

Dienstag, 1. Dezember 2009, 17:39

:danke: für deine Antwort, Arkadas

Ich würde auch gerne die "andere" Seite sehen! Es ist auch bei uns nicht alles Gold was glänzt ....

Man sollte nicht nur die schönen Seiten eines Landes sehen wollen. Das wird in Urlaubsländern, glaube ich, allzu oft gemacht.

Bestimmt interessiert dein Bericht über Moqaram nicht nur mich. :ironic:

:wink2:
Wahre Worte sind nicht immer schön - aber schöne Worte auch nicht immer wahr.
Unbekannt

Fitschi

Master Amigo

Beiträge: 34 330

Wohnort: hier halt

Beruf: Haussklave

  • Nachricht senden

8

Dienstag, 1. Dezember 2009, 18:01

Hat nur leider nicht wirklich was mit dem allgemeinen Holiday zu tun.


Das vielleicht nicht, aber beim Reisen geht es doch auch darum andere Länder und Kulturen kennenzulernen und dazu gehören nun mal auch Dinge ,die in der heilen Touristenwelt gerne versteckt oder totgeschwiegen werden.
Wir freuen uns sehr, wenn uns Reisende so wie Du (weil uns zu manchem doch der Mut fehlt) über Gebräuche, Lebensumstände , die Licht und Schattenseiten fremder Völker informieren .
Ein Trinkgefäß sobald es leer, macht keine rechte Freude mehr :Nope:
(Wilhelm Busch)