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Bruderjonas

Neu Amigo

  • »Bruderjonas« ist der Autor dieses Themas

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1

Freitag, 24. November 2023, 11:50

Bahn fahren in England

Vor allem leidgeplagte Kunden die auf dem Netz der deutschen
Bahn unterwegs sind, können ein Lied davon singen was man da alles erleben
kann. Eine klare Ansage, wer sich wann jetzt auf welchen Bahnsteig bewegen
soll, sucht man bei uns vergeblich. Hier eine Anzeige vom Bhf Liverpool lime street
– dem dortigen Hauptbahnhof





In Essen / Duisburg und anderswo in D heißt es schon mal 30
sec. vor planmäßiger Abfahrt: bitte beachten Sie die Gleisänderung des Regio
von hier nach da: …. versucht da mal rechtzeitig mit einem in seiner
Bewegungsfähigkeit stark eingeschränkten Freund, knapp 70, samt Rollator und kaputter
Rolltreppe sowie fehlendem Aufzug mal eben schnell von Gleis 2 auf Gleis 11 zu
kommen.

Die Wartenden knubbeln sich nicht am Bahnsteig, sondern
warten, gemütlich stehend im geräumigen Bereich







Wenn ein Zug ausfällt, dass sieht man das an der Laufschrift
unter dem Display.


Das ‚late‘ ist sehr klar ersichtlich: bei dem
einzelnen Zug steht immer links die planmässige Abfahrt, rechts daneben die
voraussichtliche Abfahrt. In Echtzeit. D.h. das aktualisiert sich ständig.

Deshalb schauen die Leute, wenn sie nicht gerade angestrengt
aufs handydisplay starren, auf das Display welches zuverlässige Angaben
liefert.


Ergänzt wird dies durch regelmässige
Lautsprecherdurchsagen, im Gegensatz zu
denen der deutschen Bahn von Menschen angesagt, und akustisch verständlich.


Zur Verdeutlichung erst mal eine Übersicht:





In der Mitte der Anzeigetafel in chronologischer Reihenfolge
die planmäßigen Abfahrten.


Rechts und links davon die jeweiligen Abfahrten auf
Bahnsteig 13 und 14 – diese waiting lounge ist nur für diese beiden Bahnsteige
– der Bhf Liverpool lime street ist ziemlich verzweigt.


Für Gleis 14 in Reihenfolge der voraussichtlichen Abfahrt:
rechts grün – bitte auf den Bahnsteig, danach kommt blau – bitte bereit machen,
zum Bahnsteig zu gehen – links davon: warten

Noch genauer hier im Detail





15:01 = planmäßig / voraussichtlich 15:03 ergibt 2 Minuten
Verspätung


Calling at 1 / 2 bedeutet dass dieser Zug als erstes
aufgerufen wird, und geplant als erstes einfährt.






hier unten gut zu erkennen, von welcher Bahngesellschaft der
Zug betrieben hat. Nicht nur in Deutschland wurde immer mehr privatisiert.


Der nach Windermere wird von
northern railway betrieben,


der nach Llandudno von
TFW =
transport for wales





All diese Informationen sucht man an den Anzeigetafeln in
deutschen Bahnhöfen vergeblich.
ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert

2

Samstag, 25. November 2023, 14:29

Bei all dem LED-Geblinke in einem britischen Bahnhof gilt das Eisenbahn-Schienennetz in Großbritannien als marode und splittet sich in etliche Privat-Bahngesellschaften auf. Was das Reisen über die Insel auch oft verkompliziert. Wie sind deine Erfahrungen "unterwegs"?
"Wenn die Macht der Liebe über die Liebe zur Macht siegt, wird die Welt Frieden finden"
Jimi Hendrix

Bruderjonas

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3

Samstag, 25. November 2023, 18:57

35 Tage hintereinander in britischen Schienenfahrzeugen

Bei all dem LED-Geblinke in einem britischen Bahnhof gilt das Eisenbahn-Schienennetz in Großbritannien als marode und splittet sich in etliche Privat-Bahngesellschaften auf. Was das Reisen über die Insel auch oft verkompliziert. Wie sind deine Erfahrungen "unterwegs"?


Wir waren vergangenen Winter drei Monate auf Interrail-Tour,
davon insgesamt 35 Tage unterwegs in England, Schottland, Wales incl. Eurostar
Brüssel – London, und später London – Paris.


Kein einziger Zugausfall, außer an letztlich einem von ursprünglich
drei angekündigten Streiktagen.


Der Schienenersatzverkehr, beide die uns betrafen waren baustellenbedingt
und daher im Vorfeld geplant. Sie funktionierten reibungslos. Die
Abfahrtshaltestelle war jeweils klar gekennzeichnet. Auf einem der SEV-Busse
war mal ein neuer Fahrer, der sich nicht auskannte, und schlappe 30 Minuten Verspätung
herausholte. Auch nur deshalb so wenig, weil mein Freund ihm mittels OSM den Weg
erklärte. 30 Minuten zu spät – da ist der Anschlusszug wohl weg. Nicht in
England. Der Zug hat gewartet. Trödeln durfte man zwar nicht beim Umstieg, doch
letztlich sind alle mitgekommen.



Verspätungen: verglichen mit denen der deutschen Bahn waren die nicht nennenswert. Ein paar Minuten
waren es gelegentlich, doch unter 5 min ist ein Zug doch pünktlich, behauptet
zumindest die deutsche Bahn.


Selbst wenn es mal mehr als 5 Min Verspätung waren: kein
Anschlusszug verpasst, und auch die Verspätung hat sich nicht immer weiter gesteigert.
Mir scheint, dass im Fahrplan deutlich mehr Puffer eingebaut ist, als bei uns.


Die Bahnhöfe: sehr unterschiedlich. Es gibt – nicht nur
große – historische Bahnhöfe mit interessanter Architektur. Aber auch Bauten, wo
ich sage: da gib es schöneres. Eines haben die englischen, und schottischen
Bahnhöfe den deutschen voraus. Überall Toiletten, und überall kostenlos. Zumindest
an den Stationen, wo wir aus- oder umstiegen. Ob in der Metropole, oder in der
Pampa. Den Schlüssel fürs Behindertenklo brauchte ich nicht auspacken.


Wie auch bei uns, gibt’s an den kleineren Bahnhöfen oft
keinen persönlichen Service mehr für Fahrkarten & Auskunft.


Toiletten im Zug: auch immer vorhanden, und keine kaputt. Das
gilt zumindest für Züge im Regelverkehr. Über historische Dampfbahnen kann ich nichts
sagen, die fuhren nicht im Oktober / November.


Besondere Ereignisse: Auf der Westhighland Line zwischen
Oban und Glasgow, so ziemlich da wo es am steilsten bergauf ging, fielen irgendwo
hinter Crianlarich auf der eingleisigen Strecke zwei von vier Motoren der Zuglokomotive
aus. Taktung der Züge auf dieser Strecke: 2 Stunden.


Der Lokführer zockelte im Schritttempo bis Dunbarton
Central, und fuhr dabei eine ziemlich lange Verspätung heraus. Aber: wir saßen
in einem beheizten Zug, ab Dunbarton Central fuhren Vorortzüge mit halbstündiger
Taktung.


Eurostar: auch hier gut organisiert, sowohl ab Brüssel als auch ab London. Sicherheitskontrolle
ähnlich wie am Airport, nicht ganz so streng vielleicht. Bei mir holten sie in
Brüssel ein Taschenmesser raus, Klinge 6 cm. Nachdem es der Securitymitarbeiter
ein paar Mal auf und zu geklappt und vermessen hatte durfte ich es wieder einpacken.



Vor der Abreise aus London packte ich anders, das Messer lag
zwischen den Ladestrippen und fiel nicht weiter auf. Dafür mußte mein Freund
wegen einem Asthmaspray seinen Rucksack auspacken, und den Inhalt vorzeigen.





Personal im Zug: das Personal im Zug: freundlich, und
hilfsbereit. Auf manchen Strecken fährt die Polizei in Uniform Streife, die
wollen ganz bewusst gesehen werden. Da gab es schon mal ganz nette
Begebenheiten.


Zug fahren in Frankreich, Spanien, Italien… da könnte ich
jetzt Geschichten erzählen, die wollt ihr lieber nicht lesen.
ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert

4

Samstag, 25. November 2023, 19:13

Das Thema geht entgegen der Überschrift England jetzt deutlich darüber hinaus. Ja, einige britische Bahnstationen standen auf der Renovierungsliste meines englischen Geschäftspartnerd und einige wurden denn auch besichtigt.

Gibt es darüberhinaus und mittlerweile ein vergleichbares, flächendeckendes Schnellverkehrsnetz wie das deutsche ICE-Netz mit entsprechenden Taktzeiten? Vom Eurostar mal abgesehen.

Also, wie sind die Durchschnittsgeschwindigkeiten zwischen wichtigen Orten im Vergleich? 100, 120 oder 160 km/h.. Aber natürlich ist man als Tourist auch weniger von der Geschwindigkeit abhängig und kann sich z.B. mehr den Ausblicken widmen.
"Wenn die Macht der Liebe über die Liebe zur Macht siegt, wird die Welt Frieden finden"
Jimi Hendrix

Bruderjonas

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5

Samstag, 25. November 2023, 19:39

Ehrlich gesagt haben mich auf der Interrail-Tour weder die genau gefahrenen Geschwindigkeiten, noch die Technik im Einzelnen interessiert. Bei der Interrail-Tour ging es uns darum, nicht nur landschaftlich schöne Strecken abufahren, sondern auch an geeigneten Orten auszusteigen und Städte zu besichtigen, oder an der Küste - wo denn möglich - länger spazieren zu gehen.

Hochgeschwindigkeitszüge sind für mich nicht geeignet, zum Landschaft schauen. Nicht nur deshalb nutzten wir ausschliesslich Regionalzüge. Falls es denn überhaupt ein flächendeckendes Hochgeschwindigkeitsnetz gibt, so wie z.B. in Frankreich.

Bei meinem Beitrag ging es mir darum, aufzuzeigen was in England / Schottland / Wales Bahnreisende im Allgemeinen erleben und wie der Unterschied ist zu Bahnreisen in anderen Ländern.

Auch bei der deutschen Bahn kann ich übrigens im Großen und Ganzen nicht meckern. Wenn man was finden will, dann findet man immer was zu maulen. Natürlich, je mehr man fährt, desto mehr Störfälle kann es geben. Doch dann denk ich mir an die vielen Staus, in denen ich schon stand, und lehn mich entspannt zurück.
ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert

6

Samstag, 25. November 2023, 19:46

Auch bei der deutschen Bahn kann ich übrigens im Großen und Ganzen nicht meckern.


Dachte schon ...

Schönen Abend noch.
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