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Samstag, 14. Januar 2017, 23:06

Kuiseb Revier: Scheppmannsdorf

Reisetipps, Meinungen und Erfahrungen: Scheppmannsdorf in Kuiseb Revier



Bilder: 25

Adresse / Lage:
Scheppmannsdorf
Kuiseb Revier

Koordinaten:
23° 10' 44" S, 14° 38' 59" O


Hier kann man einen Reisetipp über Scheppmannsdorf in Kuiseb Revier veröffentlichen.

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Samstag, 14. Januar 2017, 23:07

Scheppmannsdorf

Besucht Ende Dezember 2016

Bereits 1840 begann die Missionsarbeit in Südwestafrika und die Rheinische Missions-Gesellschaft beschloss an einer Oase am Kuiseb Revier eine Station zu erbauten.



Der Ort und dazugehörende Küstenstreifen wurde schon seit vielen Jahrhunderten von den Topnaar-Buschleuten bewohnt, die verwandt sind mit den Khoisan. Sie lebten von der Jagd und von dem was sie an der Küstenlinie sammeln konnten. Bis heute stellt ihre Hauptnahrung die !Nara-Melone dar.



Die Topnaars sind der einzige Buschmann-Stamm, der sich noch auf diese Weise an der Westküste ernährt. Insgesamt existieren noch etwa 500 Topnaar in 12 Gemeinden entlang des Kuiseb-Reviers und in der zentralen Namib.

Scheppmannsdorf wurde von einem Missionar gegründet, der an diesem gottverlassenen Flecken Großes vollbringen wollte, jedoch an den Gewalten der Natur scheiterte. Heinrich Scheppmann wurde 1818 in Osterkappeln bei Osnabrück geboren und reiste bereits mit 26 Jahren im Januar 1845 nach Südwestafrika, um dort die Missionsarbeit zu unterstützen.



Missionar Scheppmann wurde mit der Gründung einer neuen Missionsstation, 30 Kilometer von Walfischbai entfernt, betraut, um die Stämme der Nama und der Topnaar (Hottentotten) zu christianisieren.



Scheppmann organisierte einen Treck mit neun Männern und erreichte am 4. Dezember 1846 die winzige Oase am Kuiseb Revier. Als erste Unterkunft improvisierte er seine eigene Hütte und begann gleich drauf mit dem Bau einer Kirche. Er versuchte sein Glück mit etwas Schulunterricht und Religionslehre, wirkte als Schlichter zwischen streitsüchtigen Häuptlingen und legte nebenher seinen üppigen Gemüsegarten an.



Kurz darauf tauchten auch erste deutsche Warenhändler auf. Damals benötigte man für die Strecke von Walfischbai nach Scheppmannsdorf etwa 8 Stunden mit dem gebräuchlichen Ochsenkarren. Schnell entstand ein wichtiger Sammelplatz für die Ochsenwagengespanne auf ihrem Weg in den Osten.



Nach einem Jahr war die kleine Gemeinde bereits auf 40 Seelen angewachsen. Jedoch schien das in der alten Heimat niemanden zu interessieren, denn vor dort war nichts weiter zu hören.

1847 besuchte der Wiener Missionar Rath seinen Kollegen in Scheppmannsdorf und war tief beeindruckt von dessen landwirtschaftlichen Erfolgen in dieser Gegend.



Scheppmann selbst war aber derart gesundheitlich angeschlagen, so daß Rath ihn nach Rehoboth mitnahm um dort auszukurieren. Doch es war zu spät: im August 1847 verstarb Scheppmann dort an einer Lungenentzündung.

Nur knapp 2 Jahren waren dem engagierten Missionar in Südwestafrika vergönnt gewesen. Seine sichtbaren Verdienste wurden 1852 fast ausgelöscht, da der stark angeschwollene Kuiseb die erste Kirche zerstörte. Ebenfalls wurden Scheppmanns Haus vernichtet, sowie die mühsam angelegten Felder und Gärten weg gespült. Innerhalb einer Stunde walzten Schlamm und Wasser alles nieder.



Nachfolger von Scheppmann wurden Johannes Hendrik Bam (22.03.1848-08.05.1856), Heinrich Schöneberg (1853-04.06.1855), Engelbert Krapohl (04.09.1857-1859), Friedrich Simon Eggert (26.07.1859-1868) und Christian Baumann (von 1878).

1855 kam Scheppmannsdorf zu einiger Berühmtheit, da der Missionar Franz Henrich Kleinschmidt dort auf der einzigen vorhandenen Druckmaschine im ganzen Land, für die Nama das Werk „Luthers kleiner Katechismus“ drucken ließ. Die Auflage betrug sagenhafte 300 Stück.



Kleinschmidt stammte aus Blasheim, ein Ortsteil der ostwestfälischen Stadt Lübbecke im Kreis Minden, war äußerst sprachbegabt und erlernte die Klicksprache der Nama in kürzester Zeit.

Für die nachfolgenden Jahre wurde die kostbare Oase am Kuiseb zum Zankapfel zwischen Deutschland und Großbritannien, da man dort sowohl nach Trinkwasser bohren als auch Obst und Gemüse züchten konnte.



Die Kirche in Scheppmannsdorf wurde 1969 zuletzt von Grund auf renoviert und neu geweiht. Einige Jahre später wurde das Gestell für die einzige Glocke errichtet. Jedoch scheint das Gotteshaus selten genutzt zu werden und zeigt deutliche Zeichen der Verwahrlosung.